Erfolgreiche Jubiläumsschau und Auktion in Kollmar

100 Jahre Schafzuchtverein in Südwestholstein

Im Jahr 1917 vereinigten sich die Schafzüchter in den holsteinischen Elbmarschen zwischen Krückau und Stör und gründeten die Züchtervereinigung des deutschen weißköpfigen Fleischschafes. Bald danach entstanden auch Schafzuchtvereine in der Krempermarsch und in Sommerland. Im Jahr 1920 schlossen sich diese Vereine zum Schafzuchtverein für die holsteinische Elbmarsch zusammen. Jetzt feierten sie das 100-jährige Bestehen.

Dies taten die Züchter des Bezirkes Südwestholstein anlässlich ihrer jährlich stattfindenden Auktion mit einer Jubiläumsschau Ende September. Aus organisatorischen Gründen fand die Veranstaltung nicht wie üblich in Neuenbrook, sondern in der Reithalle von Harm Thormählen in Kollmar statt. Es wurden 88 Tiere aus zehn unterschiedlichen Rassen in der herbstlich dekorierten Halle prä- sentiert. Dazu brachten 14 Züchter aus dem Vereinsgebiet ihre gut vorbereiteten Tiere schon am Morgen an den Veranstaltungsort. Von diesen Tieren sollten 50 nur zur Jubiläumsschau vorgeführt und prämiert werden, die anderen 38 Tiere waren für die Auktion am Abend zur Versteigerung vorgesehen.

Spannende Prämierungen

Gleich am Anfang hatten die Preisrichter Hans Michow Schrö- der und Theo Heine mit den großen Klassen der Weißköpfe viel zu tun. Die Züchter Ingo Falkenhagen, Wiebke Thormählen-Ahmling und Jan-Wilhelm Ahmling zeigten sehr gute Tiere, kamen aber an diesem Tag in den meisten Klassen nicht an den Tieren von Kay Poggensee vorbei. Deshalb war es nicht verwunderlich, dass auch die Rassesiegerin, das Altschaf mit der Katalognummer (Nr.) 16, und die Einzelzüchtersammlung aus der Zucht von Kay Poggensee kam. Die beste Bocknachzuchtsammlung hatte aber Wiebke Thormählen-Ahmling mit drei sehr harmonisch zusammengestellten Nachkommen des Bockes Marso DE010110076085.

Die Konkurrenz bei den Deutschen Schwarzköpfigen Fleischschafen war zwar nicht so groß wie bei den Weißköpfen, trotzdem präsentierte Jürgen Schlüter schö- ne Vertreter dieser alten Rasse. Zur Rassesiegerin machte die Jury das Altschaf Nr. 42. Die Züchtersammlung von Jürgen Schlüter erhielt einen wohlverdienten ersten Preis. Der erfahrene Züchter Ernst Magens zeigte dem immer größer werdenden, interessierten Publikum die größte Rasse in Schleswig-Holstein, die Texel. Hier hieß es „Jugend vor“, und so entschieden sich die Richter, das Mutterlamm Nr. 611 von Ernst Magens ganz nach vorne zu stellen. Dieses Tier erhielt bei der Auktion den Zuschlagspreis von 370 €. Auch stellte Ernst Magens eine sehr schöne Züchtersammlung zur Schau. Die zweitgrößte Rasse in Schleswig-Holstein, die Suffolks, wurden von den Züchtern Klaus-Peter Sellnow, Jochen Rixen und Kai Fischer vorgestellt. So war es ein spannender Wettkampf, aus dem der Lammbock Nr. 623 als Rassesieger und die Züchtersammlung aus der Zucht von Kai Fischer als Siegersammlung hervorgingen. Der Bock wurde mit 850 € das teuerste Tier der Auktion. Nicht nur die Fleischschafe bereicherten die Rassevielfalt an diesem Tag, auch die Landschafe wie die Grauen Gehörnten Heidschnucken von Astrid Holst zeigten sich im Ring. Rassesiegerin wurde das Mutterschaf Nr. 51. Heide Völtz und Norbert Westphal zeigten ihre schauerfahrenen Skudden. Ein Teil der Tiere sammelte in diesem Jahr bereits auf der Norla und dem Landschaftag in Warder Ringerfahrung. In Kollmar stand das Altschaf Nr. 55 ganz weit vorne. Gleichzeitig präsentierte die Zuchtgemeinschaft auch jeweils eine hervorragende Züchterund Bocknachzuchtsammlung. Bei den Ouessant konnte sich der holländische Bock Nr. 62, im Besitz von Willi Hüllmann, den zweiten Rassesieg des Jahres sichern. Wie auf der Landestierschau in Rendsburg kamen die Richter nicht umhin, den imposanten Bock nach vorne zu stellen. Auch die einheitliche Züchtersammlung von Willi Hüllmann konnte die Richter und das Publikum überzeugen.

Die Rassesieger-Böcke bei der Wahl zum Champion Südwestholstein

Internationale Schafe

Das einzige im Bezirk Südwestholstein eingetragene Ile-de-France-Schaf mit der Nr. 67 kam aus Frankreich und wurde von Kay Poggensee vorgeführt. Es erhielt einen ersten Preis. Die Schau in Kollmar bewies große Internationalität, und so kamen auch original englische Border Leicester, im Besitz von Jürgen Schlüter, in den Ring. Schon von Weitem fielen diese Tiere den Zuschauern durch ihre hoch aufgestellten Ohren ins Auge. Den Richtern fiel der Bock Nr. 69 aber vor allem durch seine Tiefe und Schwere auf, und sie krönten ihn zum Rassesieger. Auch die Charollais durften in Kollmar nicht fehlen, denn sie sind zurzeit sehr gefragt. Jürgen Schlü- ter präsentierte bei dieser Rasse seinen zweiten Sieger des Tages, den Jährlingsbock Nr. 633. Der Höhepunkt der Prämierung war die Wahl des besten Bockes und des besten Schafes aus allen Rassesiegern der Schau. Auch hier stach das Altschaf von Kay Poggensee deutlich hervor und wurde zur Championesse gekürt. Der Champion der Jubiläumsschau wurde der Suffolklammbock aus dem Stall von Kai Fischer. Nach der Prämierung stieg die Spannung unter Züchtern und Käufern an. Die letzte Schafauktion des Jahres wurde von Kalli Fischer eingeläutet. Er machte seinen Job als Auktionator wieder einmal erstklassig. 27 Tiere kamen zu einem Durchschnittspreis von 342 € unter den Hammer. Während der Auktion gab es eine besondere Versteigerung. Ein weibliches Lamm, gespendet von Kai Fischer, wurde nach amerikanischer Art versteigert. Nach anfänglichem Zögern wurden die Käufer immer mutiger, sodass ein Zuschlagspreis von 460 € zustande kam. Als spontanen Höhepunkt zeigte Harm Thormählen seine 26-jährige Holsteiner Stute Fein Cera, die nach vielen herausragenden Preisen im Turniersport jetzt wieder in ihren Züchterstall zurückgekehrt ist. Dieser Ausflug in die Pferdezucht war für alle Schafzüchter spannend und interessant. Als Ehrengäste konnte Kalli Fischer Herbert Tietgen, Ehrenvorsitzender des Landesverbandes Schleswig-Holstein, mit seiner Frau, Heiko Schmidt, Vorsitzender des Landesschafzuchtverbandes Weser-Ems, Henning Hinz, Vorsitzender des Landesverbandes Schleswig-Holstein, sowie die Bürgermeister von Kollmar und Sommerland, Dr. Klaus Kruse und Helga Ellerbrock, begrüßen. Die Reithalle von Harm Thormählen bot eine großartige Atmosphäre, die durch eine sehr gute Verpflegung von Birgit Rolfs und Helfern ergänzt wurde. Neben Lammgulaschsuppe gab es Flammkuchen und viele weitere Leckereien. So war die Jubiläumsschau ein voller Erfolg. Die Preisverleihung fand im Rahmen eines Lammbratenessens in der Gaststätte Weißer Bär in der Blomeschen Wildnis statt. Nach einem köstlichen und sehr reichlichen Essen tauchte Kalli Fischer mit allen Anwesenden in die Geschichte der Schafzucht in Südwestholstein ein.

Die Vereinsgeschichte

In den Anfängen der Vereinsgeschichte wurde das Vereinsgebiet in fünf Körbezirke, Kollmar-Marsch, Krempermarsch, Sommerland, Seestermühe- Haseldorfer Marsch und Wilstermarsch aufgeteilt. Diese Körbezirke wurden wieder, je nach ihrem Umfang, in Distrikte unterteilt mit je einem Distriktvorsteher. Im Jahr 1931 zählte der Verein 172 Mitglieder und 1.177 eingetragene Tiere. Claus von Drathen aus Kollmar war der erste Bezirksvorsitzende in Südwestholstein von 1920 bis 1923. Es folgte Claus Thormählen, Neuendorf, der den Vorsitz bis 1966 behielt und von 1926 bis 1966 zugleich Vorsitzender des Landesverbandes war. Claus Thormählen hat nicht nur die schleswig-holsteinische Schafzucht nachhaltig geprägt, sondern war auch bundesweit als Verwaltungsratsvorsitzender der deutschen Wollverwertung (1948 bis 1954) und als Vorsitzender beziehungsweise Stellverteter der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schafzuchtverbände (1948 bis 1954) aktiv. Anschließend übernahm sein Sohn J. H. Claus Thormählen, Moorhusen, das Amt des Bezirks- und des Landesverbandsvorsitzenden bis 1981. Seitdem übt dieses Amt Karl-Dieter Fischer, Sommerland, aus. Auktionsort wurde zu Anfang Siethwende, das sich durch seinen Eisenbahnanschluss und wegen zweier Gastwirtschaften, Harder und Voß, anbot. Weiterhin gab es als zweiten Auktionsplatz Wilster. Erst 1971 wurden diese Auktionsorte zusammengelegt. Ein weiterer Auktionsort war in Horst, 2001 bis 2006. Seit 2007 findet die jährliche Bockauktion des Bezirkes Südwestholsteins in der Reithalle Kölling in Neuenbrook statt.

Die weiblichen Rassesieger des Tages präsentierten sich hervorragend

Weißköpfiges Fleischschaf

Die Hauptrasse war in Südwestholstein, wie um 1920 in ganz Schleswig-Holstein, das Weißköpfige Fleischschaf. Nach der Rassenzählung von 1935 entfielen 82 % des schleswig-holsteinischen Schafbestandes auf Weißkopf, und der Anteil dürfte auch in den 1920er Jahren nicht kleiner gewesen sein. Die LV-Herdbuchanteile dieser Rasse erreichten zeitweilig sogar 90 %. Erst Anfang der 1970er Jahre musste die Rasse im Herdbuch Platz eins an das Texelschaf abgeben. Das Weißköpfige Fleischschaf ist in Südwestholstein die Hauptrasse geblieben. Dank der Veredelungskreuzung mit Berrichon-du-Cher-Böcken aus Frankreich, die vor allem auf Hans Isenberg in Hasenkrug und auf Züchter in Südwestholstein zurückzuführen ist, hat die Rasse den Verdrängungskampf gegen Texel und andere Rassen einigermaßen überstanden, wenn auch nicht unbedingt gewonnen. Mit der Zeit wurden immer mehr Rassen ins schleswig-holsteinische Herdbuch aufgenommen, sodass zurzeit 45 Fleisch- und Landschafrassen betreut werden. In Südwestholstein werden 704 Herdbuchschafe 16 verschiedener Rassen von 47 Züchtern gehalten. Nach diesem Rückblick war es an der Zeit, die Züchter der Jubiläumsschau auszuzeichnen. Dank vieler großzügiger Spenden konnten alle Teilnehmer Ehrenpreise für ihr Engagement erhalten und freuten sich sichtlich über diese Anerkennungen.

Janine Bruser
Landesverband
Schleswig-Holsteinischer
Schaf- und Ziegenzüchter
Tel.: 04 31-33 26 08
info@schafzucht-kiel.de

Auktion in Wilster 1955 Fotos: Janine Bruser

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